Hellas-Produkte
Ouzo von Lesvos
(Foto: Jan van Lent)
ICH TRINK OUZO.
WAS MACHST DU SO?
Soll der Euro überleben, muss Griechenland endlich sparen, Steuern
einnehmen und seine Waren verkaufen. Aber was produzieren die Griechen
überhaupt? Autos? Computer? Nichts da, vor allem Lebensmittel, und davon
mehr als man denkt.
Können wir den Euro retten, indem wir die Griechenwirtschaft
unterstützen? Nun, schaden wird es nicht – am einfachsten ist es, den
Griechen ihre sehr guten Lebensmittel abzunehmen, im Supermarkt und im
Fachhandel Spezialitäten, die man bestellen kann.
Christos Tziolis (www.symposio.com) gilt als einer der engagiertesten
griechischen Händler in Deutschland, sein Schwerpunkt liegt auf Wein,
aber er bietet weit mehr. Her mit dem guten Griechenwein: Nur wer davon
schwankt stabilisiert den Euro. YAMAS!
Panaiotis Sarikakis, der Wirt aus der „Lindenstraße“ hat für den „STERN“
die besten Exportwaren Griechenlands zusammengestellt:
APOSTAGMA
Farblos sind sie und bei uns fast unbekannt. Zu Unrecht. Apostagma sind
sortenreine, destillierte Weinbrände, vergleichbar mit unseren
Obstbränden, denn sie arbeiten den Charakter der Rebsorten klar heraus,
etwa den der Sorte „Tsililis“. 750 Milliliter kosten 17 Euro.
FEIGEN
Frisch tauchen sie erst im August auf deutschen Märkten auf. Wer sich
früher an griechische Feigen trauen will, kann zu Feigensenf greifen,
etwa erhältlich bei
www.lakudia-olivenoel.de oder zu Feigen in Sirup von
www.psaltiras.gr.Dionysos , Schutzgott des Obstes und ansonsten
zuständig für Wein, Sinnesfreude und Ekstase, wäre begeistert gewesen.
BERGAMOTTE-FRÜCHTE
Man
kennt diese Kreuzung von Zitronat-Zitrone und Bitterorange vom Duft des
Earl-Grey-Tees; gute Qualitäten sind mit echtem Bergamotte-Öl
parfümiert. In Griechenland werden Bergamotte-Zesten in Sirup
konserviert. Sie schmecken zu Blauschimmelkäse und Joghurt.
BERGTEE
Abwarten und.. vielleicht mal Bergtee trinken? Die Blätter stammen von
der Sideritis-Pflanze, die in den Bergen Griechenlands gesammelt wird.
Hirten schlürfen das zugleich beruhigende und erfrischende Getränk mit
Thymianhonig. Erhältlich z.B, bei
www.arjuna-versand.com
FETA
Feta ist griechisch und bedeutet was...? Nicht „Käse“ sondern „Scheibe“.
Der aus Schafsmilch gewonnene Käse reift in dicken Scheiben in Salzlake.
Seit 2007 darf nur griechischer Salszlaken-Schafsmilch-Käse unter dem
Namen Feta verkauft werden. Die Konkurrenz hat sich schnell Zweitnamen
ausgedacht: „Pheta“ oder zum Beispiel „Schafskäse nach griechischer
Art“. Alles Kokolores: Feta-Käse ist jetzt die Wahl des solidarischen
Essers.
BIER
Griechen schätzen Bier mehr, als mancher Mittelmeernachbar. Auf den
Geschmack brachte sie der Bayer Johann Ludwig Fuchs, der im 19.
Jahrhundert eine Brauerei in Athen eröffnete. Die Brauerei ist weg, der
Durst in geblieben, und den löschen die Griechen unter anderem mit
Mythos-Bier, gebraut nach deutschem Reinheitsgebot.
DOLMADÁKIA
Weinblätter entstielen, in siedendem Salzwasser blanchieren, trocken
tupfen und anschließend mit Reis, fein gehackten Zwiebeln, Nüssen und
Gewürzen füllen. Kann man durchaus selbst machen, muss man aber nicht.
Dolmadákia, zu Recht als Vorspeise sehr beliebt, darf man sich guten
Gewissens auch fertig im Glas oder in der Dose zulegen.
FYLLO-
oder Filo-Teig. Er besteht nur aus Mehl, Wasser und Salz und eignet sich
zum Einwickeln und Backen von Speisen. Fyllo-Blätter mit Butter
bestreichen, übereinander schichten und mit Apfelschnitzen füllen –
plötzlich ist Apfelstrudel ein Kinderspiel!
OKTOPUS
In
den griechischen Häfen sorgt der Oktopus auch posthum stets für
Aufsehen: Die Fischer klatschen die fangfrischen Tiere so lange auf
Steinen mürbe, bis die Touristen um Gnade schreien. Der zähe Kopffüßler
wird aber auch durchs Schockfrosten essbar. Gegart, klein gestückelt in
eine Konserve gefüllt, macht er sich sehr gut in Salaten und
Tomatensauce. Zu bestellen unter anderem bei
www.metipota.de
METAXA
Wie
viele Sterne hätten Sie gern? Finden Sie 5 auf einer Flasche Metaxa,
können Sie zugreifen, dann ist er mindestens 5 Jahre in Eichenfässern
gereift. Was drinnen schwappt, ist hergestellt wie klassischer
Weinbrand, doch unter Zugabe einer geheimen Kräutermischung.
FISCH
Die
alten Griechen fingen sich ihren Loup de mer, den Wolfsbarsch, einfach
im Meer. Die neuen Griechen begeben sich ebenfalls aufs Wasser, holen
ihren Fisch aber dort aus Aquakulturen. Und noch einen Klassiker der
antiken Speisekarte exportieren sie: Die Dorade, zu der kaum noch jemand
Goldbrasse sagt. Bei
www.naturland.de sogar in Bioqualität.
GIGANTES
Groß, größer, Gigantes – das sind die weißen Riesenbohnen aus dem Norden
Griechenlands. Jung und grün werden sie wie Brechbohnen verarbeitet,
ausgereift sind sie weiß und eine beliebte Vorspeise. Es gibt sie auch
konserviert in Tomatensauce.
HALVA
Vom
Balkan bis in de Orient sind die Menschen verrückt nach Halva. Auch die
Griechen lieben die Kalorienbombe aus Sesam-Mus, Honig und Öl, oft mit
Kakao, Nüssen oder Pistazien verfeinert. Schon eine Scheibe Halva macht
pappsatt. Köstlich: Aus Halva Eiscreme herstellen oder sie mit
eingemachten Früchten servieren.
JOGHURT
Wenn’s ein bisschen schwerer sein darf: Griechischer Joghurt wird meist
aus Schafsmilch hergestellt, ist stichfest und enthält mit 10% deutlich
mehr Fett als gewöhnlicher Joghurt. Dafür ist er viel aromatischer.
Zusammen mit kretischem Thymianhonig und Walnüssen schmeckt er
einzigartig.
KORINTHIAKI-TRAUBEN
Manchmal steckt Griechenland bereits im Namen – Korinth etwa, 80 km
westlich von Athen. Dort gibt es Berge, an deren Hängen schon in antiken
Zeiten kleine kernlose violett-schwarze Korinthiaki-Trauben angebaut
wurden. Sie sind konzentriert süß, werden gern in Gebäck verwendet,
geben aber auch Schmorgerichten eine markante Note.
PEPERONI
Fast ein Klischee: Mit Feta gefüllte Peperoni – erst mit ihnen ist der
griechische Vorspeisenteller perfekt. Beim Einkauf beachten: Kommt die
Peperoni aus Griechenland (und nicht aus der Türkei)? Ist da wirklich
Schafskäse drin? Oder Käseimitat aus Pflanzenfett – das gibt’s leider
auch.
KRITHARÁKI
An
in die Suppe! Kleine Nudeln in Getreidekorn- bzw. Reisform, machen sich
auch in der deutschen Hühnersuppe gut. Bei uns heißen sie oft
griechische Nudeln oder Reisnudeln, sind aber aus Hartweizengrieß.
Kritharáki kann man auch prima mit Tomatensauce als Beilage reichen.
KALAMARAKIA
Hätten Sie´s gewusst? Kraken haben acht Arme, Kalmare 10. Egal, wie
viele, Griechen schmoren die Tentakeln so lange, bis sie weich sind.
Kalamarakia heißen sie in Tomatensauce (z.B. von
www.nikolau.org ) Dosen der Marke „Zanae“ stehen in jedem
griechischen Haushalt.
PISTAZIEN
Was
lange wächst, wird endlich gut. Erst nach 15-20 Jahren wirft ein
Pistazienbaum erntefähige Mengen ab. Besondere Exemplare stehen auf der
Insel Ägina, die Pistazie von dort gelten als die besten der Welt. Es
gibt sie gesalzen oder pur, sie enthalten besonders viel Vitamin A und
Eisen.
OUZO
Darf natürlich nicht fehlen. Ein Schnaps von mindestens 37,5 Prozent,
der auf einem Auszug von Anis- und Fenchelsamen in reinem Alkohol
basiert. Guter Ouzo wird nach der Mazeration noch einmal gebrannt, mit
Wasser auf Trinkstärke herabgesetzt und enthält bis zu 50 Gramm Zucker
pro Liter.
TARAMAS
Immer wieder ein Genuss: Taramas diese leckere Paste aus... ja, woraus
eigentlich? Nun ohne Fischrogen geht es nicht, früher vom Karpfen, heute
vom Kabeljau. Er wird verrührt mit Knoblauch, Olivenöl und Zitrone. Oft
kommt das Ganze beige daher, nur wenn der Rogen rot ist, erhält Taramas
die berühmte rosa Farbe.
OLIVENÖL
Griechenland ist weltweit einer der wichtigsten Produzenten von
Olivenöl. Einen Teil der Ware kaufen die Italiener. Sie füllen sie in
Flaschen mit toskanischer Anmutung und verschweigen dann – lecko mio –
gern die Herkunft. Griechische Öle von einem klar identifizierten
Hersteller sind qualitativ meist deutlich besser als anonyme
Verschnitt-Öle.
THYMIANHONIG
Honig können viele. Aber Thymianhonig? Der gelingt besonders aromatisch
auf Kreta. Dort brummen die Bienen bei bestem Wetter, den Thymia finden
sie als wilde Sträucher in den Bergen. Wer will, bekommt ihn
trachtenrein, also ohne jeglichen anderen Kräuter.
WEINE
Zum
Schluss noch ein Glas Wein, natürlich griechischen Qualitätswein aus dem
Fachhandel. Geheimtipps sind sortenreiche Weine der Rebsorten Assyrtiko,
Malagousia, Moschofilero, Roditis; Aghiorghitiko, Mavrodaphne und
Xinomavro – erkennbar an der rosafarbenen Banderole zwischen Kork und
Kapsel.
Quelle: „Stern“ 21/2010
Text: Alf Burchardt
Fotos: Gabriele Podzierski
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